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Hallo!

Aktuelles wird hier nur ab und zu zu sehen sein, Im Moment ist dieses Blog neuer Ort, für alte Posts, die zu schade waren fürs Datennirvana.
Die hier veröffentlichen Fotos und Malereien stammen, wenn nicht anders vermerkt, von mir.

Freitag, 30. November 2012

Vorwiegend kohlrabenschwarz (Original Nov.2008)

Ich wundere mich ein wenig über mich selbst. Wieso fasziniert mich seit Neuestem Irish Folk so sehr? Ich glaube, neben dem Slang und der Instrumentierung, mag ich vor allem die Geschichten, die in den Songs erzählt werden und die Geschichte, die hinter den Geschichten steckt. Außerdem mag ich den schwarzen Humor (kann man das so nennen oder ist das Sarkasmus?) der durchscheint.


Irish Folk kann eine ganze Menge sein: patriotisch, sozialkritisch, pazifistisch, tragisch, sentimental, komisch, rebellisch...

Im Folgenden drei Songs mit Geschichte(n), gesungen von Luke Kelly. Sie haben inzwischen deshalb Geschichte, weil es sich in ihnen um Dinge dreht, die sehr viele Menschen berühren bzw. berührten.

Die verlinkten Texte stimmen nicht immer Wort für Wort mit dem Gesungenen überein!
"Black velvet band"

Ein junger Mann fällt auf eine schöne Frau herein, die sich als Taschendiebin erweist und ihm eine Uhr zusteckt, die sie vorher geklaut hat. Er wird verhaftet, verurteilt und nach "Van Diemens Land" gebracht.
Die früheste schriftliche Fassung des Liedes stammt scheinbar von 1837, die erste Aufnahme von 1907. Die Version von den Dubliners war 1967 sogar in den britischen Charts auf Platz 16.

Van Diemens Land heißt heute Tasmanien und gehört zu Australien. Die Insel war im 19. Jhrdt Strafkolonie. Die einheimische Bevölkerung, die sich unabhängig von den australischen Aborigenes entwickelte, wurde fast völlig ausgerottet.
Auch Nordamerika war Strafkolonie (etwa 50.000 Personen), sowie Australien selbst (bis zu 150.000 Personen).
Das Strafmaß betrug 7, 14 Jahre oder lebenslänglich und zwar schon für kleine Delikte. Besonders gerne wurden auch (irische) Rebellen und Unruhestifter abtransportiert. Auf die Gefangenen wartete ein bis zu 18 Stunden dauernder Arbeitstag und Züchtigungen.

Die Version die ich ausgesucht habe stammt von 1970 und zeigt Luke Kelly als Frontmann der Dubliners. Seine Art zu singen, dieser rebellische Ton, diese Überzeugung die rüberkommt, dieses Singen aus voller Seele und mit Herzbut gefällt mir sehr. Leider starb er schon 1984. RIP



"The auld triangle"

("The Banks of the Royal Canal") , ein wehmütig-getragenes a-capella-Stück, passt dazu hervoragend.
Es spielt im Gefängnis und erzählt von den Gedanken die einem Gefangenen durch den Kopf gehen und kleinen Beobachtungen. Das Lied hat ein Eigenleben entwickelt und exsistiert in zahlreichen Versionen. Gecovert wurde es u.a. von Bob Dylan.

Der Song wurde geschrieben von Brendan Behan, der mit 16 der IRA beitrat. Es scheint so, als hätte er den Liverpooler Docks einen explosiven Besuch abstatten wollen, wurde aber vorher gefasst und verbrachte dann einige Jährchen im Gefängnis. Nach seine Freilassung avancierte er zum Songwriter,(Theater-) Schriftsteller, Dichter und Journalist. Bemerkenswert ist, dass er auch in irisch-gälisch schrieb.
Je brühmter er jedoch wurde, desto tiefer versank er im Alkoholismus. Er starb 1964 im Alter von 41 Jahren.

Die ausgewählte Liveversion von "auld triangle" ist eine besonders beeindruckende.



Um 1840 herum, während der großen Hungersnot in Irland, begannen sich die Iren zu organisieren und Widerstand zu leisten, gegen die britischen Großgrundbesitzer, den Polizeiapparat usw.
Einer dieser zum Teil gewalttätigen Geheimbünde benannte sich nach einer "Molly McGuire", um die sich einige Legenden ranken, von denen niemand mehr weiß, was nun die Wahrheit ist.
Um 1870 herum gründete sich unter dem gleichen Namen eine Geheimorganisation von irischstämmigen Minenarbeitern in Pennsylvania. Die Minenarbeiter (ab einem Alter von 7 Jahren) schufteten für Hungerlöhne in der Dunkelheit, umgeben von Pulverdampf und Kohenstaub im Schlamm, nachdem man sie mit allerlei Versprechungen veranlasst hatte, ihre Heimat zu verlassen. Sie wollten menschenwürdigere Bedingungen in den Minen erzwingen und setzten neben Gewalt auch die Mittel des Streiks ein, wobei sicher nicht sämtliche Verbrechen dieser Zeit den Minenarbeitern angelastet werden können.
In die Gruppe wurde ein Detektiv eingeschleust, der genügend Material sammelte um am Ende die ganze Organisation zu zerschlagen.

19 Männer wurden exkommuniziert (no comment!) und gehängt. U.a. wurde ihnen Mord vorgeworfen. Heute wird die Täterschaft der "Mollies" angezweifelt.



Der Song ist relativ jung. Er wurde vom Duo Martin/Coulter um 1960 herum geschr
ieben
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